Der Autor

Dr. Wolfgang Kurtze

ist Vorsitzender der LIONS Naturschutz-Stiftung

Weitere Informationen:

LIONS Naturschutz-Stiftung Stade

Dr. Wolfgang Kurtze
wskurtze@web.de

Dr. Jens Giese
giesefredenbeck@t-online.de

LIONS Stiftung setzt sich für die Renaturierung von Niedermoorwiesen ein

Die LIONS Naturschutz-Stiftung wurde 1989 gegründet. Mit dem Ziel die Artenvielfalt im Landkreis Stade zu fördern, wurden seitdem viele Naturschutzmaßnahmen umgesetzt. Die Stiftung legte zum Beispiel Amphibienteiche an und pflegte sie, Maßnahmen zum Schutz von Heideflächen wurden initiiert oder alte Baumbestände und Heckenpflanzungen durch Zuschüsse gefördert. Der Schutz von seltenen Lebensräumen im Kreisgebiet hat bei der Stiftungsarbeit Vorrang.

Niedermoore beherbergen seltene Arten

Niedersachsen war reich an Mooren und Niedermooren. Deren Entwässerung und Kultivierung brachte auch im Landkreis Stade einen sehr hohen Verlust an Pflanzen- und Tierarten mit sich. Nur auf wenigen Restflächen im Kreisgebiet fand keine intensive landwirtschaftliche Nutzung statt. Davon konnte die LIONS-Stiftung 1998 eine etwa fünf Hektar große, artenreiche Niedermoor-Fläche (Wiese 1) erwerben. Diese Fläche wurde seit den 1950er Jahren nur mit etwas Mist gedüngt und extensiv bewirtschaftet. Daher wuchsen auf dieser Fläche zahlreiche seltene Orchideen.

So ist der Zustand heute: Die Entwässerung durch einen tief gelegten Graben kann nicht verhindert werden, doch die Stiftung hat die Bewirtschaftungsform verändert. Die Wiese wird nur einmal und möglichst spät im Jahr gemäht und die Pflanzenmasse abgefahren. Auf Düngung und jegliche Zufuhr von Nährstoffen wird verzichtet. Diese Maßnahmen fördern die Samenbildung der Orchideen und Insektenlarven können sich bis spät ins Jahr entwickeln. Um die Wirkung auf die Artenvielfalt zu überprüfen, werden Orchideen, Vögel und einige Insektenarten regelmäßig und unter methodisch gleichen Bedingungen kartiert und gezählt.

Im Jahr 2008 konnte die Lions-Stiftung zusätzlich zwei kleinere Nachbarflächen zur Orchideenwiese kaufen (Wiesen 2 und 3). Der Zustand dieser Flächen war zu dem Zeitpunkt unter ökologischem Aspekt sehr mangelhaft: Sie wurden stark entwässert und über viele Jahre hinweg intensiv mit Rindern beweidet, so dass Wiesenkräuter nur in sehr geringen Beständen vorhanden waren. Auch hier hat die Stiftung die Bewirtschaftungsform entsprechend der Wiese 1 verändert, um die biologische Vielfalt zu fördern.

Untersuchungsergebnisse

Wiese 1 verzeichnet 2022 deutliche Verluste bezüglich die Pflanzenvielfalt. Die Ursachen liegen zum einen in der stetigen Entwässerung. Zum anderen wird eine Nachbarfläche intensiv bewirtschaftet, so dass es durch die Winddrift zu Nährstoff- und Schadstoffeinträgen kommt. Besonders die Orchideen nehmen im Laufe der letzten vier Jahre deutlich ab (Abb.1). Der Arten- und Individuenbestand einiger Falter stabilisiert sich jedoch. Seltene Schmetterlinge wie Klee-Widderchen oder Niedermoor-Scheckenfalter werden auf der Wiese jedes Jahr nachgewiesen.

Auch der Wiese 2 wird durch Mähen und Abfuhr regelmäßig Biomasse entnommen. Dadurch nimmt der Orchideenbestand allmählich zu, aber auf sehr geringem Niveau. Die sehr ortstreuen Widderchen nehmen die Fläche seit 2020 erstmals an und ihre Individuenzahl nimmt 2022 deutlich zu. Auch die Scheckenfalter haben 2022 ihr Areal ausgeweitet und werden nun in größerer Zahl auf der Wiese 2 nachgewiesen.

Wiese 3 wird ebenfalls regelmäßig gemäht. Durch die frühere intensive Nutzung und die Verdichtung des Bodens ist die Mahd teilweise schwierig durchzuführen. Bislang können sich weder Orchideen noch typische Insektenarten der Niedermoore wie Scheckenfalter und Widderchen dort ansiedeln.

Renaturierungsmaßnahmen lohnen sich

Innerhalb von 17 Jahren ist es der LIONS Stiftung gelungen, eine vorher artenarme und intensiv bewirtschaftete Niedermoor-Wiese in eine artenreichere Fläche umzuwandeln (Wiese 2). Es ist allerdings ein hoher Pflegeaufwand nötig, um Niedermoor-Standorte aufzuwerten. Die jährliche Mahd und Abfuhr der Biomasse haben einen positiven Effekt auf die Artenvielfalt.

Um die Flächen noch optimaler zu pflegen, wäre es sinnvoll, die Gräben zu verschließen. Derzeit ist diese Maßnahme noch nicht möglich. Allerdings könnte sich der Orchideenbestand des ‚Breitblättrigen Knabenkrautes‘ durch die Anhebung des Grundwasserstandes deutlich verbessern. Die in der Roten Liste als gefährdet eingestufte Orchideenart ist für Deutschland eine nationale Verantwortungsart innerhalb der ‚Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt‘.

Anzahl der Orchideenart ‚Breitblättriges Knabenkraut‘ von 2007 bis 2022 auf der Wiese 1
Niedermoorwiese mit einer hohen Anzahl des Breitblättrigen Knabenkrauts (aus 2015) (Foto: J. Hagedoorn-Schüch)
Klee-Widderchen kommen auf Niedermoorstandorten vor. (Foto: W. Kurtze)
Der Niedermoor-Scheckenfalter ist in der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft. (Foto: W. Kurtze)

Der Autor

Dr. Wolfgang Kurtze

ist Vorsitzender der LIONS Naturschutz-Stiftung

Weitere Informationen:

LIONS Naturschutz-Stiftung Stade

Dr. Wolfgang Kurtze
wskurtze@web.de

Dr. Jens Giese
giesefredenbeck@t-online.de