Der Autor

Hannes Wolff

hat Biologische Diversität und Ökologie studiert und war bis Oktober 2022 für das Projekt Klimo beim Landkreis Stade zuständig.

Nasse Moore schützen das Klima

Der Landkreis Stade ist eines der moorreichsten Gebiete Niedersachsens. Der Anteil der Moorböden und organischen Böden liegt hier bei über 20% der gesamten Kreisfläche. Da Moore als optimale natürliche CO₂-Speicher gelten, haben sie einen hohen Wert für den Klimaschutz.
Nach den Klimazahlen der Bundesregierung sind drei Prozent der globalen Landfläche Moore. Der Torf darin bindet mehr CO₂ als alle Wälder auf der Welt zusammen, aber nur bei ausreichendem Wasserstand. Werden Moore trockengelegt, passiert das Gegenteil: Der Torf setzt dann die großen Mengen gespeicherter klimaschädlicher Gase wieder frei. Die Erhaltung und Regeneration der Moore gehört daher zu den zentralen klimapolitischen Zukunftsaufgaben.

CO₂-Ausstoß minimieren

Mit dem Projekt „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ (KLIMO) hat das Naturschutzamt ein Konzept für die zukünftigen Entwicklungen der Moorgebiete erstellt. Dabei werden Maßnahmen zum Erhalt und zur Entwicklung von Hoch- und Niedermooren ergriffen, die zu einer Reduzierung von Treibhausgasemissionen aus Mooren führen können und damit dem Klimaschutz dienen. In der Vergangenheit wurden bereits umfangreiche Moorschutzprojekte durch den Landkreis Stade und das Land Niedersachsen durchgeführt, beispielsweise im Hohen Moor, Feerner Moor und im Auetal. Beim Projekt KLIMO standen nun weitere Hoch- und Niedermoore im Landkreis Stade inklusive der Sümpfe und Bruchwälder im Fokus. Dabei ist anhand der Daten des Naturschutzamtes kombiniert mit Daten aus dem Niedersächsischen Moorschutzprogramm und der aktuellsten Kulisse der organischen Böden in Niedersachsen eine Prioritätenliste der Moorflächen entstanden. Kriterien waren dabei eine hohe CO₂-Einsparungsmöglichkeit sowie eine optimale Umsetzungsperspektive.

Die Gesamtfläche der 51 Projektgebiete beträgt ca. 230 km², wovon der größte Teil aus Hoch- und Niedermoortorf besteht. Für jedes Gebiet wurden auch alle für den Naturschutz relevante Themen zusammengefasst: Die Ausdehnung der Moorböden und die Lage von FFH-Lebensraumtypen, allen voran lebendes Hochmoor (7110), renaturierungsfähiges degradiertes Hochmoor (7120) und Moorwälder (91D0).
Aus allen Informationen wurde für jedes Moor letztendlich ein Maßnahmenblatt erstellt, wie sich der CO₂Ausstoß optimal reduzieren lässt. Mögliche Maßnahmen sind etwa Wiedervernässung, Anstau von Gräben, Beseitigung von jungen Gehölzen (Entkusselung) oder auch Nutzungsänderung von Acker- auf Grünlandbewirtschaftung.

Da viele Moore trockengelegt wurden, um sie intensiv zu nutzen, beläuft sich der Ausstoß an CO₂-Äquivalenten in den betrachteten 51 Gebieten auf aktuell ca. 450.000 t im Jahr. Nach Umsetzung aller möglichen ermittelten Maßnahmen könnten bis zu 265.000 t an CO₂-Äquivalenten verhindert bzw. eingespart werden.  
Den höchsten Wert in der Priorisierung erreichte das Estetal, auf dem zweiten Platz folgte das Schwingetal und auf dem dritten Platz das Goldbecker Moor bei Sauensiek.

Hoher Wasserstand für Klima und Arten

Der wichtigste Schritt, um CO₂-Emissionen einzusparen, ist es, den Wasserstand im Torfkörper zu erhöhen. Dieser Schritt erfordert in der Regel eine Nutzungsänderung von intensiver zu extensiver Bewirtschaftung landwirtschaftlich genutzter Flächen. Schon die Umstellung von Ackerbau hin zu intensiver Grünlandwirtschaft kann auf Niedermoorstandorten eine Reduzierung der CO₂-Emissionen von jährlich 15 t pro ha bewirken.

Im Idealfall kann eine vernässte Moorfläche sogar wieder CO₂ binden, wenn die Wasserstände gut eingestellt sind und die Fläche von Sträuchern und Bäumen entkusselt wurde. Dies ist nicht nur für das Klima, sondern auch ökologisch der wertvollste Zustand. Denn ein intaktes nasses Moor ist ein Lebensraum für hochspezialisierte Arten, die sich auf die hier herrschenden Bedingungen angepasst haben, wie etwa Torfmoose, Sonnentau, Moorfrosch und Kranich. Diese Arten kommen wieder im Hohen Moor bei Oldendorf oder auch im Feerner und im Aschhorner Moor vor, wo der Landkreis Stade in den letzten Jahrzehnten Vernässungsmaßnahmen durchgeführt hat.

Verteilung der Moore im Landkreis Stade
Durch Entwässerung der Moore und Torfabbau wird CO₂ freigesetzt. (Foto: H.-J. Schaffhäuser)
Diese mit Birken und Pfeifengras bewachsene Fläche im Kuhlstückenmoor könnte durch Vernässungsmaßnahmen optimiert werden. (Foto: H. Wolff)
Wachsende Torfmoose binden CO₂ (Foto: H.-J. Schaffhäuser)
Eine typische Pflanze der Hochmoore ist der Sonnentau (Foto: H.-J. Schaffhäuser)

Der Autor

Hannes Wolff

hat Biologische Diversität und Ökologie studiert und war bis Oktober 2022 für das Projekt Klimo beim Landkreis Stade zuständig.