Der Klimawandel stellt die Forstwirtschaft vor große Herausforderungen. Klimaprognosen lassen für Niedersachsen einen deutlichen Temperaturanstieg bei gleichzeitig veränderten Niederschlagsverteilungen erwarten. Im Kreis Stade ist mit trockeneren/wärmeren Sommern und feuchteren/wärmeren Wintern zu rechnen. Die Niederschläge in der Vegetationsperiode werden weniger, bei einer gleichzeitigen Verlängerung der Vegetationszeit. Witterungsextreme wie Dürren oder Stürme werden zunehmen.
Durch die Verlängerung der Vegetationsperiode und erhöhte Verdunstung ist von einem zunehmenden Trockenstress auszugehen. Dieses fördert auch den massenhaften Befall mit Borkenkäfern.
Häufigere Sturmereignisse sind für flachwurzelnde Baumarten, wie die Fichte, ein Problem. Die drei kurz aufeinanderfolgenden Stürme im Februar 2022 haben nur im Landeswald des Landkreises Stade etwa 15.000 Festmeter, hauptsächlich Fichten, geworfen.
Die Niedersächsischen Landesforsten haben zur Einschätzung des Trockenstressrisikos alle Böden im Raster 100 m x 100 m kartiert und die Wasserhaltefähigkeit sowie die Nährstoffversorgung bestimmt. Die Klimagrößen wie Niederschlag oder Temperatur wurden mit Hilfe eines Rechenmodells, das den zu erwartenden Klimawandel berücksichtigt, ermittelt. Die Daten wurden mit den Ansprüchen der Baumarten abgeglichen.
Sicher ist, dass die Dynamik des Klimawandels die Anpassungsfähigkeiten der Baumarten überschreitet, die in unserer Region vorkommen. Dem muss bei der Baumartenwahl Rechnung getragen werden. Im Landesvergleich hat der Försterei Rüstje schon jetzt einen überdurchschnittlich hohen Laub- und Mischwaldanteil.
Grundsätzlich werden die neuen Wälder seit etwa 30 Jahren mit der Einführung des Regierungsprogramms LOEWE (langfristige ökologische Waldentwicklung) als Mischwälder begründet.
In Rüstje sind in den vergangenen 10 Jahren etwa 450 ha Wald als laubwalddominierte Mischbestände verjüngt worden. Wer mit offenen Augen durch den Rüstjer Forst geht, wird die Wälder von morgen schon heute unter dem alten Wald erkennen. Wo immer es möglich und sinnvoll ist, arbeitet das Forstamt Harsefeld mit Naturverjüngungen. Die Buche im Neuklosterforst wird beispielsweise über sogenannte Femelhiebe wieder in Buche verjüngt. Dabei werden die Mutterbäume sukzessive mit dem Aufkommen des Nachwuchses entnommen. Außerdem wird die Fichte zum größten Teil durch neue Baumarten ersetzt. Dabei spielt zum einen die Douglasie eine Rolle, aber auch zunehmend die Weißtanne. Diese hat als tief wurzelnde Baumart ein geringeres Sturmwurfrisiko. Auf den nährstoffarmen Böden kann die Kiefer eine Renaissance erleben, da sie eine hohe Trockenstressresistenz aufweist. Insgesamt wird im Forstamt Harsefeld angestrebt, den Anteil der Buche etwa zu verdoppeln und auf den stauwassergeprägten Böden die Eiche weiter zu etablieren. Ein Versuch dazu kann im Braken auf einer Umwandlungsfläche von Nadelholz zu Eiche begutachtet werden.
Um die zukünftigen großen Herausforderungen meistern zu können, ist es wichtig, die Baumartenwahl breit aufzustellen. Zusätzlich fließen die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Planungen der Forstwirtschaft mit ein, um für die Folgen des Klimawandels gerüstet zu sein.
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