Die Autorin
Die Dipl. Biologin Beatrice Claus
leitet seit Juli 2020 das Naturschutzgroßprojekt Krautsand und ist Mitarbeiterin des WWF-Deutschland.

 

Der Autor
Daniel Ruppert (Global Change Management, M.Sc.)
ist seit August 2020 als Naturschutzmanager im Naturschutzgroßprojekt Krautsand als Mitarbeiter des WWF-Deutschland tätig

Projektförderung:
Gefördert wird das Naturschutzgroßprojekt im Rahmen des Bundesprogramms „chance.natur“ - Bundesförderung Naturschutz. Die Finanzierung erfolgt durch das Bundesamt für Naturschutz (75 %) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums (BMU), des Niedersächsischen Umweltministeriums (12,5 %) sowie durch den WWF und die NABU-Stiftung (12,5 %).

Naturschutzgroßprojekt Krautsand – Die Vielfalt der Tideelbe bewahren

Die Umweltstiftung WWF-Deutschland hat im Sommer 2020 gemeinsam mit dem Kooperationspartner NABU-Stiftung Nationales Naturerbe das „Naturschutzgroßprojekt Krautsand“ gestartet. Ziel des Projektes ist es Prozesse, Lebensräume und Arten der Ästuare (von Ebbe und Flut beeinflussten Flussmündungen) zu erhalten und wiederherzustellen. Der Planungsraum des Projektes umfasst eine Fläche von 2.800 Hektar, von denen 1.600 Hektar im Besitz der öffentlichen Hand sind. Mit der Vielfalt an gefährdeten Arten und Lebensräumen, der noch vorhandenen Naturnähe, der Großflächigkeit sowie den Renaturierungsmöglichkeiten erfüllen die Flächen auf der ehemaligen Elbinsel Krautsand und Asselersand alle Kriterien für ein Naturschutzgroßprojekt. Mit diesem Projekt soll ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in Ästuaren in Deutschland geleistet werden.

Gefährdungslage und Lösungsansätze

An und auf Krautsand kommen 151 Tier- und Pflanzenarten vor, die auf der Roten Liste stehen. 52 von ihnen, etwa Rohrweihe und Wachtelkönig, sind europaweit geschützt. Der Artenreichtum zeigt den hohen ökologischen Wert des Gebiets. Aber die biologische Vielfalt der Tideelbe, dem größten Ästuar Deutschlands, ist bedroht. Durch Eindeichungen gingen 90 Prozent der Überflutungsflächen verloren. Verursacht durch die Elbvertiefung verschlicken die Nebenarme der Elbe, wie die Wischhafener Süderelbe und der Ruthenstrom, zunehmend. Parallel dazu werden Tideauwälder und -röhrichte an den Ufern der Elbe durch Erosion zerstört, verursacht durch die stark erhöhte Strömung und die Schiffswellen. Flachwasserzonen verlanden und ökologisch wertvolle Lebensräume gehen durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung kontinuierlich verloren. Um dem entgegen zu wirken kommen als potenzielle Maßnahmen der Neuanschluss ehemaliger Prielsysteme an Ebbe und Flut, der Rückbau von Uferbefestigungen, die Schaffung größerer naturnaher, tidebeeinflusster Gewässer und ein naturnahes Wassermanagement in Frage. Eine Extensivierung der Grünlandbewirtschaftung trägt dazu bei, die Brut- und Rastgebiete der Wiesenvögel zu verbessern.

 

Durch die Aufwertung der Landschaft und Schaffung von „Hot Spots“ an biologischer Vielfalt wird der Planungsraum auch für die Erholungssuchenden attraktiver. In Zusammenarbeit mit der Kommune und den Tourismuseinrichtungen soll dazu ein Besucherkonzept entwickelt werden, um den Menschen die Natur an der Tideelbe nahe zu bringen.

Projektablauf

Das Naturschutzgroßprojekt ist in zwei Projektphasen aufgeteilt. In der Projektphase I, von 2020 bis 2023 wird ein Pflege- und Entwicklungsplan erstellt. Dazu werden bereits vorliegende Fachdaten ausgewertet, und es finden umfassende Erhebungen von Flora und Fauna im Planungsraum statt. Damit können Beeinträchtigungen und Konflikte erfasst und die Schutzwürdigkeit des Planungsraums bewertet werden. Zudem wird aktuell eine sozioökonomische Studie durchgeführt, die die Belange der Landwirtschaft und des Tourismus vor Ort in den Blick nimmt. Um potenzielle Auswirkungen auf das Gewässersystem vorab zu prüfen, wird ein dreidimensionales hydromorphologisches Modell aufgebaut. Verschiedene Szenarien für die Verbesserung des Tideeinflusses und der Revitalisierung des Gewässersystems auf Krautsand können so analysiert und damit die Grundlage für die Einrichtung einer naturschutzgemäßen Tidedynamik geschaffen werden. In der Projektphase II, die 2023 beginnt, werden die Maßnahmen umgesetzt und dafür Grundstücke über die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe angekauft.

Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren

Die Herausforderungen eines Naturschutzgroßprojekts können nur gemeinsam mit lokalen und regionalen Akteuren gemeistert werden. Dazu wurde eine projektbegleitende Arbeitsgruppe gegründet, die sich aus behördlichen Vertretern auf nationaler, Landes- und kommunaler Ebene, lokalen Verbänden, Institutionen und Interessengruppen aus den Themenbereichen Landwirtschaft, Tourismus, Umwelt und Wasserwirtschaft sowie den Bürgermeistern zusammensetzt. Auch ein Arbeitskreis Landwirtschaft/ Naturschutz und ein Arbeitskreis Wasserbau begleiten das Projekt, um die örtlichen Bedürfnisse mit den naturschutzfachlichen Erfordernissen zu verknüpfen.

Ästuartypische Lebensräume: Tideauwaldreste, Tideröhricht, Watt und ökologisch wertvolle Flachwasserzonen. (Foto: C. Nir – WWF)

Grünfrosch gesichtet im Rahmen der diesjährigen Bestandserhebungen auf Krautsand. (Foto: P. Pauschert)

Der Planungsraum des Naturschutzgroßprojekts Krautsand (Foto: Esri, DigitalGlobe, GeoEye, Earthstar Geographics, CNESAirbus DS, USDA, USGS, AeroGRID, IGN, GIS User Community)

 

Die Autorin
Die Dipl. Biologin Beatrice Claus
leitet seit Juli 2020 das Naturschutzgroßprojekt Krautsand und ist Mitarbeiterin des WWF-Deutschland.

 

Der Autor
Daniel Ruppert (Global Change Management, M.Sc.)
ist seit August 2020 als Naturschutzmanager im Naturschutzgroßprojekt Krautsand als Mitarbeiter des WWF-Deutschland tätig

Projektförderung:
Gefördert wird das Naturschutzgroßprojekt im Rahmen des Bundesprogramms „chance.natur“ - Bundesförderung Naturschutz. Die Finanzierung erfolgt durch das Bundesamt für Naturschutz (75 %) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums (BMU), des Niedersächsischen Umweltministeriums (12,5 %) sowie durch den WWF und die NABU-Stiftung (12,5 %).