Der Autor
Andreas Wiedenmann
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Naturschutzbiologie der Georg-August-Universität Göttingen und als Projektkoordinator für das Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ tätig.

Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie mit Mitteln des Landes Niedersachsen durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz, des Bayerischen Naturschutzfonds, der Manfred-Hermsen-Stiftung sowie des Deutschen Falkenordens e.V. gefördert.

Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!

Das Rebhuhn war lange der Charaktervogel der offenen Kulturlandschaft. Doch in den letzten Jahrzehnten ist der Bestand der Art in Deutschland um mehr als 90 % zurückgegangen – Trend weiter abnehmend. Auf der Roten Liste Deutschlands ist der Vogel als stark gefährdet eingestuft. Wenn wir das Rebhuhn nicht verlieren wollen, ist es also höchste Zeit die Lebensraumbedingungen für diese einst häufige Art zu verbessern.

Dem Rebhuhn bundesweit unter die Flügel greifen

Der Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V. (DDA), der Deutsche Verband für Landschaftspflege e.V. (DVL) und die Abteilung Naturschutzbiologie der Georg-August-Universität Göttingen haben sich in einem Verbundprojekt zusammengeschlossen, um das Rebhuhn zu retten und gleichzeitig die Vielfalt in der Agrarlandschaft zu fördern. Denn Schutzmaßnahmen für das Rebhuhn wirken sich laut wissenschaftlicher Untersuchungen auf zahlreiche Tierarten der Agrarlandschaft positiv aus ‒ zum Beispiel auf blütenbesuchende Insekten, Niederwild und weitere Agrarvögel.


Das Projekt im Rahmen des Bundesprogramms für Biologische Vielfalt verfolgt das Ziel den Rebhuhnbestand dauerhaft auf dem Niveau sich selbst tragender Populationen zu erhöhen. Dazu sollen in enger Einbindung lokaler Akteure mindestens fünf besonders geeignete Projektgebiete in unterschiedlichen Naturräumen Deutschlands durch ein Bewerbungsverfahren ausgewählt werden. Die Auswahl der Gebiete erfolgt über ein zweistufiges Verfahren, in dem die beteiligten Akteure auf die erfolgreiche Durchführung von Schutzmaßnahmen und Lebensraumverbesserungen vorbereitet werden.

Akteure vernetzen – Wissen und Erfahrungen austauschen

Durch intensive Recherchearbeit wurden bereits über 130 abgeschlossene oder noch laufende Rebhuhnschutzprojekte in Deutschland ausfindig gemacht. Über die Jahrzehnte ist hier ein enormer Wissens- und Erfahrungsschatz zusammengekommen. Diesen gilt es in der ersten Projektphase zu analysieren und Rückschlüsse auf Kriterien zu Erfolg und Misserfolg von Schutzbemühungen zu ziehen. Um den fachlichen Austausch zu fördern, soll eine AG Rebhuhnschutz ins Leben gerufen werden. In dieser AG können Rebhuhnschützerinnen und –schützer aus ganz Deutschland ihr Wissen einbringen und auf jährlichen Veranstaltungen den Stand des Rebhuhnschutzes diskutieren. Interessierte können sich hierfür bei Dr. Eckhard Gottschalk von der Georg-August-Universität Göttingen (egottsc1@uni-goettingen.de) melden.

Was braucht das Rebhuhn jetzt?

Die Lebensraumqualität für das Rebhuhn steht und fällt mit der Verfügbarkeit geeigneter Bruthabitate in der Landschaft. Zusätzlich ist eine insektenreiche Vegetation in Form von Feldrainen, Blühstreifen und niedrig gehaltenen Feldhecken, die ganzjährig Deckung bieten, von zentraler Bedeutung für den Erhalt der Art. Eine Möglichkeit den Anteil dieser Flächen zu erhöhen, liegt dabei in der Ausgestaltung der neuen gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union. Dort sollen künftig 4 % der Fläche von landwirtschaftlichen Betrieben als „Nicht-produktive Fläche“, sogenannte GLÖ-Z 8-Flächen, vorgehalten werden. Dabei sollten die Lebensraumflächen mindestens 20 m breit sein, um die Gefahr durch Beutegreifer zu minimieren. Ist eine Mahd der Fläche nötig, sollte diese frühestens Mitte August durchgeführt werden. So bleibt den Rebhühnern genügend Zeit ihren Nachwuchs großzuziehen. Würden diese 4% der Agrarlandschaft als Rebhuhn gerecht bewirtschaftete Brachen umgesetzt, hätte dies einen bedeutenden positiven Effekt auf die Lebensraumsituation der bedrohten Vogelart.


Im sechsjährigen Folgeprojekt, dass ab 2023 startet, soll in den ausgewählten Gebieten der regionale Bestand an Rebhühnern durch intensive Schutzbemühungen in Form von Lebensraumverbesserungen angehoben werden. Die Effektivität der Schutzmaßnahmen wird über den Projektzeitraum hinweg durch ein standardisiertes Monitoring geprüft und veröffentlicht.

Ein Rebhahn im April: während der Balz bilden Hähne rote Warzen an den Augen aus. (Foto: C. Gelpke)

Blütenpracht: Blühflächen bieten einer Vielzahl bedrohter Tierarten Nahrung und Zuhause. (Foto: E. Gottschalk)

Strukturreiche Blühflächen: vorjährige und diesjährige Vegetation nebeneinander bilden den perfekten Rebhuhnlebensraum. (Foto: C. Gelpke)

Ein reich gedeckter Tisch: in der lichten Vegetation des diesjährigen Teils kommen Rebhuhnküken leichter an wichtige Insektennahrung. (Foto: L. Dumpe)

 

Der Autor
Andreas Wiedenmann
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Naturschutzbiologie der Georg-August-Universität Göttingen und als Projektkoordinator für das Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ tätig.

Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie mit Mitteln des Landes Niedersachsen durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz, des Bayerischen Naturschutzfonds, der Manfred-Hermsen-Stiftung sowie des Deutschen Falkenordens e.V. gefördert.