Die Autorin
Janette Hagedoorn-Schüch
ist zuständig für Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutzamt des Landkreises Stade.

     

    Begrünte Vorgärten lassen Regenwasser versickern und reduzieren die Hitzestrahlung durch Verdunstungskühle (Grafik: L. Schüch)

Bunte Vielfalt statt ‚Schotter‘ im Garten

Immer mehr Hausbesitzerinnen und -besitzer greifen bei der Gestaltung ihrer Vorgärten zu Kies und Schotter. Dieser Gartentrend verspricht einen vermeintlich geringeren Pflegeaufwand. Aber das ist nur scheinbar der Fall.


Vor allem ist die Anlage von Schottergärten angesichts der Klimaveränderungen und des Insektensterbens die schlechteste Wahl. „Der Landkreis Stade wird Bunt statt Grau“ heißt der neue Flyer, mit dem die Kreisverwaltung Argumente und Ideen für begrünte Vorgärten liefert. Diese bringen Natur ins Leben der Anwohner und verbessern Wohlbefinden und Kleinklima.

Schottergärten haben viele Nachteile

Wer seinen Vorgarten mit Vlies und Schotter abdeckt, erwartet weniger Arbeit, da Rasen mähen, Unkraut jäten und Gießen wegfallen sollen. Der Pflegaufwand ist langfristig jedoch höher. Staub, Nährstoffe, Laub und Samen kommen auf dem Luftweg. In der Folge siedeln sich Gräser und Wildkräuter in den Steinfugen an und Moose und Algen bilden sich auf den Steinen, wenn diese nicht regelmäßig gereinigt werden. Auch die Folien und Vliese lassen auf Dauer Aufwuchs durch. Im Sommer erhitzt sich die Schotterfläche stark und strahlt die Wärme an das Gebäude ab, das dadurch zusätzlich aufgeheizt wird. Die Versiegelung des Bodens führt auch zu einer höheren Staub- u. Lärmbelastung. Regenwasser versickert schlechter und bei Starkregenereignissen, die in den letzten Jahren häufiger auftreten, kann es zu einer Überlastung der Kanalisation kommen. Schottergärten sind im Verlauf der Jahreszeiten immer gleich monoton und für Tiere und Pflanzen geht wichtiger Lebensraum verloren.

Rechtlicher Hintergrund

Die niedersächsische Bauordnung (NBauO) besagt, dass Kies- und Schottergärten nicht erlaubt sind. Es heißt dort: Die nicht bebaubaren Flächen der Baugrundstücke müssen Grünflächen sein, soweit sie nicht für eine andere zulässige Nutzung erforderlich sind. Das bedeutet, dass Freiflächen, die nicht als Zugang, Zufahrt oder als Stellplatz erforderlich sind, als Grünflächen angelegt werden müssen. Nur schmale Einfassungen von Beeten aus Steinen können allenfalls zu den Grünflächen gerechnet werden. Die Vegetation muss auf diesen Flächen überwiegen. Ob Rasen eingesät wird oder Zier- und Nutzpflanzen, Stauden oder Gehölze gepflanzt werden, können die Eigentümer in der Regel wählen. Allerdings haben einige Städte und Gemeinden in ihren Bebauungsplänen Pflanzvorgaben für die unbebauten Flächen eines Baugrundstücks festgelegt, beispielsweise die Pflanzung eines heimischen Laubbaumes.

Mach’s vielfältig und bunt

Der Vorgarten ist wie die Visitenkarte eines Gebäudes. Einmal mit heimischen Sträuchern, Stauden und Bodendeckern angelegt, ist er jahrelang schön und blüht in allen Farben. Insbesondere für das Stadtklima haben die Vorgärten und kleinen Grünflächen eine besondere Bedeutung. Sträucher, Bäume und Stauden spenden Schatten und kühlen die Luft, indem sie über ihre Blätter Wasser verdunsten. Außerdem produzieren Pflanzen Sauerstoff, binden Feinstaub und reinigen die Luft. Da Wasser versickern kann, tragen sie zur Neubildung von Grundwasser bei. Zusätzlich dämpfen Pflanzen den Straßenlärm und bieten Sichtschutz.


Bereits kleine Kräuterbeete oder Blumenwiesen bieten Nahrung und Lebensraum und locken Schmetterlinge, Hummeln und Vögel an. Naturnah angelegte Vorgärten tragen daher zur Artenvielfalt bei und laden zum Naturerlebnis vor der Haustür ein. Auf der Internetseite des Landkreises Stade sind weitere Informationen und Pflanzlisten zur Anlage von vielfältigen bunten Vorgärten zu finden.  

Honigbiene beim Nektarsammeln am Lavendel. (Foto: S. Kleingünther)

Sommergoldhähnchen finden Nahrung und Lebensraum in naturnahen Garten. (Foto: G.-M. Heinze)

Krokusse als Frühjahrsblüher bieten Hummeln schon im Frühling Nektar und Pollen an. (Foto: S. Kleingünther)

Fotos: Wildkräuter, Gräser und Moose wachsen trotz Folien und Vliesen in den Schotterflächen. (Foto: J. Hagedoorn-Schüch)

 

Die Autorin
Janette Hagedoorn-Schüch
ist zuständig für Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutzamt des Landkreises Stade.